Wahnsinns-Endspurt
TuS Berne – SC Egenbüttel 5:6 (4:2)
Wo fängt man an nach so einem Krimi? Bei der fälligen Kritik am Auftreten der Mannschaft im ersten Durchgang oder beim großen Lob für die unglaubliche Moral der Truppe? Sicher ist nur, dieses Spiel wird so schnell keiner vergessen…
Bei unserem Relegationsgegner der Vorsaison starteten wir verheißungsvoll und bekamen nach einem Foul an Jäss schon in der 2. Minute einen Elfmeter zugesprochen. Die daraus resultierende 1:0-Führung durch Melosch war jedoch Gift für unser Spiel. Die Mädels schalteten automatisch mehrere Gänge zurück und überließen Berne komplett das Spiel. Wir standen viel zu weit weg vom Gegner, waren pomadig in den Zweikämpfen und schauten nur zu, wie Berne angestachelt vom frühen Rückstand Angriff auf Angriff auf unser Tor initiierte. Erst scheiterte die starke Kröger noch an Jessi (4.), dann rettete die Latte bei einem Versuch von Scheffel (13.). Wir antworteten meist mit planlosen langen Bällen und unglaublich vielen Fehlpässen, ein Schuss von Jäss war leichte Beute für die Keeperin (17.).
Der fällige Ausgleich durch Struck wurde über die rechte Seite vorbereitet, wo wir im ersten Durchgang mächtige Probleme hatten, die Läufe von Kröger zu unterbinden (21.). Nach dem 1:1 waren wir endgültig raus aus dem Spiel. Zwar versuchte es Finja noch mit einem Fernschuss (32.), aber im Gegenzug bereitete wieder Kröger die 2:1-Führung durch Zeller vor (34.). In der 42. war sie dann allein durch und ließ Jessi keine Chance, 3:1 für Berne. Wenn es dann läuft, klappen auch die verrücktesten Sachen. So passiert in der Nachspielzeit, als Kröger aus 14 Metern den Ball über Jessi ins Tor lupfte (45. +2). Der wortgewaltige Schiedsrichter (“Wie oft wollt ihr wechseln? Mir ist das ja egal – aber der Verband will es ja anders – also wie oft?”????) zeigte vier Minuten Nachspielzeit an, obwohl es nur eine kurze Behandlung für Jessi gab. Eigentlich unüblich, aber so schafften wir durch Finja immerhin noch das 2:4, als sie aus 19 Metern die Keeperin überwand (45. +4). Die Erklärung für die lange Nachspielzeit: “Sechs Tore sind jeweils 40 Sekunden Nachspielzeit, also sechs Minuten.” Clever gerechnet…
Die Mädels wussten in der Pause ganz genau, dass sie mächtigen Mist gespielt hatten. Da muss man auch keine Kabinenpredigt halten, sondern das Team einfach an der Ehre packen. Prompt lief es nach Wiederbeginn wesentlich besser. Wir ließen Berne jetzt überhaupt nicht mehr ins Spiel kommen und drückten den Gastgeber in deren Hälfte. Gleich zu Beginn der Halbzeit hatten wir Torschüsse durch Alex, Jana (beide 47.) und Jäss (49.), die aber alle das Ziel verfehlten. Nochmal Alex (54.) und eine Faust der Keeperin, die vor Jäss klärte waren die nächsten Chancen (57.). Wieder Jäss aus 13 Metern (64.) und Melosch aus der zweiten Reihe (67.) waren ebenso erfolglos wie ein Versuch von Nicol aus 16 Metern (76.).
Die Zeit lief uns langsam davon, es sah düster aus, obwohl die Mädels alles versuchten, wir Linda als zweite Spitze brachten. Wie es so üblich ist, fängt man sich in so einer Drucksituation gerne mal einen Konter – diesmal war Raup erfolgreich und erhöhte in der 78. Minute auf 5:2. Das war wohl die endgültige Entscheidung, zumal der Schiri eine Minute später auf Strafstoß für Berne entschied, als Marie ihrer Gegenspielerin den Ball vom Fuß grätschte. Allegrino schoss jedoch platziert in die Mitte, so dass Jessi halten konnte (80.). Noch zehn Minuten und drei Tore im Rückstand. Also alles nach vorne werfen – Melosch ging mit nach vorn, Nicol spielte quasi auf der Sechs und Kirke und Sandy bildeten die Zweiterkette.
Als Finja dann sah, dass sie Keeperin etwas weit vor ihrer Bude stand, beförderte sie die Kugel in der 83. Minute per Schlenzer zum 3:5 ins Tor. Ging da noch was? Die Mädels spürten die Verunsicherung Bernes, setzten nach – nach Vorlage von Marie kam Melosch aus 20 Metern zum Schuss – und verkürzte in der 84. auf 4:5. Jetzt wollten sie unbedingt noch den Ausgleich – Berne zitterte, der SCE gab Vollgas. Erst kam Linda nach Pass von Nicol einen Schritt zu spät (85.), dann setzte sich Finja auf links durch, flankte vor das Tor, wo Jana aus einem Meter zum 5:5 traf (89.).
Wieder zeigte der Schiri vier Minuten Nachspielzeit an – uns konnte es nur Recht sein, wir drängten jetzt sogar auf den Siegtreffer. In der dritten Minute der Nachspielzeit tankte sich Jäss auf rechts klasse durch und flankte butterweich an den langen Pfosten, wo Finja per Kopf zum 5:6 traf – der Wahnsinn, wir hatten das Spiel nach 2:5 in den letzten zehn Minuten noch gedreht. Insgesamt gab es im zweiten Abschnitt sogar sieben (!) Minuten Nachspielzeit – ohne jede Behandlungspause zuvor. Nach 103 irren Minuten gab es dann endlch den Schlusspfiff. Berne am Boden zerstört, wir mit einem wahnsinnigen Endspurt.
Berne hat uns im ersten Durchgang den Schneid abgekauft und hätte sich einen Punkt mehr als verdient, aber wieder einmal haben die Mädels vom SCE gezeigt, welch unfassbarer Wille in diesem Team steckt.
Damit haben wir den Rückstand auf Duwo auf zwei Zähler verkürzt und liegen vier Spieltage vor dem Ende vier Punkte vor Bergedorf und Schanze. Am Sonntag kommt der Harburger SC an den Moorweg – da soll die Serie von nun drei Siegen in Folge ausgebaut werden.
TuS Berne – SC Egenbüttel 5:6 (4:2)
SCE: Jessica von Böhlen – Anna Piyada Regent (46. Alexandra Köhn), Nicol Hirdler, Melanie Rutz, Sandy Kruse – Kirke Rettstadt, Marie Niebergall – Jana Anger, Katrin Slotty (70.Linda Koßmann), Finja Drossel – Jäss Sennewald
Tore: 0:1 Rutz (2., FE), 1:1 Struck (21.), 2:1 Zeller (32.), 3:1, 4:1 Kröger (41., 45. +2), 4:2 Drossel (45. +4), 5:2 Raup (78.), 5:3 Drossel (83.), 5:4 Rutz (84.), 5:5 Anger (89.), 5:6 Drossel (90. +3)
SR: Mroch (Rahlstedter SC)
Zuschauer: 40
Karten: – / –
Bes. Vorkommnis: von Böhlen hält FE von Allegrino (80.)