Raus mit Applaus
SC Egenbüttel – Germania Schnelsen 1:2 (0:1)
Wenn man nicht schon zwei oder drei graue Haare hätte, seit dem Pokalkrimi gegen den klassenhöheren Gast aus Schnelsen wären welche zu bestaunen gewesen. Das Erstrundenduell gegen Germania war jedenfalls nichts für schwache Nerven. Von einem Klassenunterschied war zu keinem Zeitpunkt etwas zu sehen, die große Freude bei den gegnerischen Spielerinnen nach dem Erfolg zeigt, wie hart erkämpft der Einzug in die zweite Runde war.
Wir traten eigentlich zum ersten Mal in dieser Saison in Bestbesetzung an, lediglich Annalena fehlte urlaubsbedingt.
Obwohl Schnelsen wie erwähnt eine Klasse höher spielt, dachten wir gar nicht daran, defensiver zu agieren, da wir uns durchaus eine kleine Chance aufs Weiterkommen erhofften. Zwar gestalteten wir den ersten Durchgang relativ offen, aber Schnelsen hatte leichte Vorteile und kam zu besseren Möglichkeiten. Klar herausgespielte Chancen waren jedoch nicht dabei, meist probierte es Germania mit langen Zuspielen in die Spitze, die aber oft im leeren Raum landeten. Die Führung schenkten wir den Gästen daher freundlicherweise selber. Eine Flanke von links wurde von Janas Hüfte so unglücklich abgefälscht, dass Jenny im Tor nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte und der Ball ins Tor flog (22.). Die Mädels nahmen den Rückstand aber total locker und steckten nicht auf.
Nach der Pause drängten wir schließlich auf den Ausgleich. Schnelsen stand wie seit Jahren in der Defensive sehr kompakt, ließ sich auch keinen Zentimeter rauslocken, es war schwer, dort zu guten Möglichkeiten zu kommen. Wir ließen Jana jetzt offensiver agieren, und ermöglichten Germania so einigen Raum für schnelle Konter, aber unsere Abwehr erledigte einen hervorragenden Job und lief viele Bälle locker ab. In der 60. Minute war es schließlich geschafft, Finja tanzte sich auf ihrer linken Seite durch und schlenzte den Ball über die Keeperin zum hoch verdienten 1:1 ins Netz. Jubel am Moorweg – immerhin besuchten mehr als 60 Leute unser Pokal-Derby. Wir gaben uns mit dem Remis aber nicht zufrieden und wollten die Verlängerung vermeiden, obwohl wir konditionell dem Anschein nach besser aufgestellt waren als Schnelsen. Viele Schläge aus deren Abwehr landeten direkt wieder beim SCE, Katha und Jana kurbelten Angriff auf Angriff an – fanden aber noch immer nur wenig Lücken in Schnelsens Defensive. Die Gäste lauerten nur noch auf Konter und waren damit erfolgreich. Über drei Stationen landete der Ball am Sechzehner bei der Angreiferin, die Jenny im Tor überwand und zum 1:2 traf (76.). Viel Zeit war jetzt nicht mehr, wir gaben aber nicht auf und drückten unermüdlich weiter. Die Minuten rauschten davon, ein Kopfball von Jana verfehlte das Tor denkbar knapp. Auch aus dem Gewühl heraus nach den zahlreichen Ecken wollte der Ball einfach nicht ins Tor. In der Nachspielzeit kam dann der große Auftritt von unserer Jenny. Bei einer weiteren Ecke sicherte nur noch Lisa an der Mittellinie ab, der komplette SCE war im oder am Strafraum versammelt, Jenny war bis zum Sechzehner aufgerückt – und der abgewehrte Ball landete tatsächlich vor ihren Füßen. Völlig überrascht semmelte sie über den Ball – Schnelsen kontert jetzt in Richtung leeres Tor. Lisa flitzt hinterher, Jenny rennt mit riesigen Schritten zurück zum Tor, das immer noch verwaist ist. Statt ins leere Tor zu schießen, läuft Schnelsens Spielerin immer weiter, legt dann quer zur mitgelaufenen Kollegin – die endlich schießt. Doch Jenny ist schon da und hält diesen Ball tatsächlich! Was für eine Aktion – da hielt es keinen Zuschauer mehr auf seinem Sitz. Ok, es gibt gar keine Sitze am Moorweg – aber wenn, dann…
Es war die letzte Aktion eines großartigen Spiels. Schnelsen jubelt und der SCE? Feiert sich selbst für dieses tolle Spiel. Keiner war geknickt oder traurig, sondern einfach nur stolz auf die Leistung. Tränen gab es trotzdem – aber nur aufgrund von verbalen Entgleisungen, die irgendwann unter die Haut gehen. Aber das nehmen wir mal so hin und fühlen uns als Sieger der Herzen!
Herausheben kann man nach diesem Spiel niemanden – eine tolle Teamleistung der SCE-Mädels!
SC Egenbüttel – Germania Schnelsen 1:2 (0:1)
SCE: Jennifer Butterfield – Lisa Jäckel, Miriam Stieb, Jana Lübker, Michelle Weber – Katharina Kanzler, Lisa Oppen – Jasmin Thürich (46. Katrin Gerhold), Franziska Rieckhoff (65. Nadine Bramorski), Finja Drossel – Sandra Correia de Almeida
SR: Damar (Niendorfer TSV)
Zuschauer: 60
Tore: 0:1 Schnelsen (22., ET), 1:1 Drossel (60.), 1:2 Schnelsen (76.)
SCE - Germania (Pokal)
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